Krisen und Krisennarrative in Südwesteuropa. Workshop für Teilnehmende des Regionaltreffens der Studienstiftung des deutschen Volkes
Diesen Workshop leitet Amelie Kutter auf dem Regionaltreffen der Studienstiftung des deutschen Volkes am 4. Dezember 2021.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben die Gesellschaften Frankreichs, Italiens, Portugals und Spaniens umfassende Krisen durchlaufen. Die jüngste, die Corona-Pandemie, bringt Verwerfungen noch deutlicher zutage, die sich bereits in der Finanz- und Eurozonenkrise andeuteten: soziale Ungleichheiten, Dysfunktionen in nationalen Systemen sozialer Sicherung und Gesundheitsvorsorge, politische Umbrüche und wenig nachhaltiges Wirtschaften. Gleichzeitig markiert die Corona-Pandemie einen Wendepunkt im Krisenmanagement auf nationaler und europäischer Ebene: anstelle von Sparprogrammen legen Regierungen und die Europäische Union Investitionsprogramme auf, die auf soziale Absicherung, Wirtschaftssubventionen und Infrastrukturmodernisierung abzielen.
Der Workshop ‚Krisen und Krisennarrative in Südwesteuropa‘ erkundet Gründe für diesen Politikwechsel. Er legt besonderes Augenmerk auf die Rolle von Krisennarrativen bei der Formulierung von Politiken des Krisenmanagements. Zunächst verschaffen wir uns einen Überblick über die aktuelle multiple Krise und erörtern abstrakt, welche Rolle Krisendiskurse bei der Konstruktion und Bearbeitung von Krisen spielen können. In einem zweiten Schritt klären wir, wie Krisennarrative und ihre politische Performativität diskursanalytisch untersucht werden können. In einem dritten Schritt erforschen und vergleichen die Teilnehmenden Krisennarrative in Regierungserklärungen bzw. Regierungsreden ihrer Gastländer Frankreich, Italien, Portugal und Spanien. Wir schließen mit einer Runde zu den unterschiedlichen oder ähnlichen Krisenkonstruktionen und Handlungsszenarien, die diese Narrative nahelegen und erwägen, aufgrund welcher Kontexte sie mehr oder weniger wirkmächtig werden konnten.