Archive for ‘Oktober, 2021’

Forschungsnetzwerk: Peripheralitäten

Das aus dem Marie-Curie-Projekt ‚Reconfigurations‘ hervorgegangene Netzwerk ‚Peripheralities‘ verbindet Forschende, die sich mich Peripherien, Peripherisierung und Peripheralität transdisziplinär auseinandersetzen. Sie führen konzeptionelle und analytische Perspektiven auf ‚Peripherien‘ aus der Soziologie, der Humangeografie, den Diskursstudien, den postkolonialen Studien, der politischen Ökonomie und der Wirtschaftsgeschichte zusammen.

Krisen und Krisennarrative in Südwesteuropa. Workshop für Teilnehmende des Regionaltreffens der Studienstiftung des deutschen Volkes

In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben die Gesellschaften Frankreichs, Italiens, Portugals und Spaniens umfassende Krisen durchlaufen. Die Corona-Pandemie markiert einen Wendepunkt im Krisenmanagement auf nationaler und europäischer Ebene: anstelle von Sparprogrammen legen Regierungen und die Europäische Union Investitionsprogramme auf, die auf soziale Absicherung, Wirtschaftssubventionen und Infrastrukturmodernisierung abzielen. Der Workshop ‚Krisen und Krisennarrative in Südwesteuropa‘ erkundet Gründe für diesen Politikwechsel. Er legt besonderes Augenmerk auf die Rolle von Krisennarrativen bei der Formulierung von Politiken des Krisenmanagements.

Kutter & Masson (2022) Researching institutions after the discursive turn

Dieses Kapitel erscheint im von Uwe Flick herausgegebenen SAGE Handbook of Qualitative Research Design. Es erkundet, welchen Beitrag qualitative Sozialforschung zur Analyse von sozialen und politischen Institutionen machen kann. Wir zeigen, dass Institutionenforschung von einer Kombination von Diskursanalyse mit Foucault’s Gouvernementalitätsstudien und mit Bourdieu’s Feldanalyse profitieren kann. Zunächst führen wir in Themen und intellektuelle Traditionen der Institutionenforschung ein, um den Lesenden die Navigation im Forschungsfeld zu erleichtern. Mit Rückgriff auf das Beispiel der Gouvernmentalität der EU-Agrarpolitik und das Beispiel des Diskursfelds der multilateralen Verhandlung in der EU führen wir dann aus, wie qualitative Forschung in Institutionen nach der diskursiven Wende projektiert, umgesetzt und reflektiert werden kann.

Übungen in Komplexität und Kontingenz von Politikentscheidung: das Ordentliche Gesetzgebungsverfahren der EU als digitales Planspiel

EU-Gesetzgebung ist schon häufig zum Gegenstand von Planspielen gemacht worden. Zumeist wird darin jedoch nur der Part des Europäischen Parlaments oder des Rats der EU abgebildet, die Verfahren werden außerdem stark stilisiert und Auseinandersetzungen auf ideologische oder interstaatliche Konflikte reduziert. Während diese Planspiele ein stringentes Spielerlebnis ermöglichen, verfestigen sie gleichzeitig die vereinfachte mediale Darstellung von EU Politik. Dieser Beitrag, präsentiert von Amelie Kutter auf dem DVWP Kongress 2021, reflektiert Erfahrungen mit einem Planspiel zur ersten Lesung des von der EU Kommission 2019 vorgeschlagenen „Neuen Pakts für Asyl und Migration“, das in zwei aufeinanderfolgenden Semestern in der Einführungsvorlesung ‚Introduction to the politics of the European Union‘ im interdisziplinären und internationalisierten Masterstudiengang Europa-Studien an der Europa-Universität Viadrina über Zoom durchgeführt wurde. Ziel war weniger, politikwissenschaftliches Spezialwissen zu vermitteln als Studierende dazu zu befähigen, die Komplexität und Kontingenz von laufenden EU-Verhandlungen zur durchdringen.